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>> Schlaf! / TV Sleep



„Leide ich vielleicht unter Wahrnehmungsverschiebung? - fragt sich da der Schauspieler vor der Leinwand; aber das klappt alles so vorzüglich, dass die zweidimensionalen Darsteller und ihre dreidimensionalen Spiegel zwischen Kubus und Bar nahtlos Dialoge führen: "Nachher werde ich Olaf begegnen!", freut sich Susann – und siehe da, schon erscheint er übergroß auf der Leinwand und singt "Where is my Mind. " zeitlos glücklich wie Beckett'sche Frohnaturen ... Janek Müllers „Schlaf!" ist in seiner offenen Versuchsanordnung von einer merkwürdig transistorischen Dichte. Die Belanglosigkeit hat hier System und wäre wohl nichts als schön, wären da nicht die Projektionsflachen, an denen der Schein abblendett. Nicht mehr in den losen Verknüpfungen auf der Bühne liegen die Momente des Widerstreits, sondern in der eigenen Umgebung. Weil es das Theater gibt, gibt es sein Publikum. Das steht draußen an der Bar und weiß nicht so recht, wo es hingehört."
die tageszeitung, 25.08.2001, Fritz von Klinggräff


„Es handelt sich um den merkwürdigsten Beitrag zum Weimarer Kunstfest. Mit der multimedialen Installation "Schlaf!" im und vor dem schwarzen Theaterkubus im Goethepark stört das seit einiger Zeit van sich Reden machende Theaterhaus Weimar die kulturelle Trance der kleinen Stadt erheblich. Regisseur Janek Müller erzeugt mit seinen Leuten sechs Tage lang einen Schwebezustand des Mentalen, nachzuvollziehen vor Ort ebenso wie im Internet."
Die Welt, 14.08.2001, Michael Helbing

 

>> „Being Bastard“


„Welche kreativen Möglichkeiten in den interdisziplinären Arbeiten liegen, zeigte (...) eindrucksvoll das Odyssey_Lab/3 des Theaterhauses Weimar mit „Being Bastard“. „Ich glaube, dass es in diesem System drastische Mutationen gibt“, sagt da eine der Figuren programmatisch im Lounge-Office: „Man kann sich nicht auskennen, man kann sich nur ausbreiten.“ Janek Müller zeigt Realität als Versuchsanordnung, die selten zu durchschauen, aber spielerisch zu händeln ist. Die Videos von Michael Vögtlin und Daniel Wagner sind dabei keine Deko, sondern konstituierendes Moment des Geschehens. In ihrer Überschneidung von Pre-recording, Live-Cam und digitalen Effekten wird das Labor zum Blueprint des modernen Seins. „Being Bastard“ ist klug, entspannt und komisch. Die Probanden lächeln: „Ich habe ein Spiel gemacht, und ich lebe es besser als mein eigenes Leben.“
Die tageszeitung, 05/2001, Christiane Kühl


„In „Being Bastard“ (...) geht es um die Kultur des Scheiterns.
Im Grunde geht es nur darum, den Protagonisten in sein neues Büro einzuführen. Daraus entwickelt die Truppe um Janek Müller hingegen ein Spiel mit Sprachwitz und Situationskomik, das sich bis zur Tragikkomödie steigert. Realität kommt dabei durch die Hintertür: Zunächst wirken die Akteure wie auch ihr Spiegelbild auf der prominent platzierten Videoleinwand - wie Klischees. Allesamt sind sie in orange Pullover und helle Hosen gekleidet; wenig Haare, noch die einzige weibliche Darstellerin entblößt unter der Perücke eine Glatze. (...) Wir inszenieren unsere Großraumbüros inzwischen selber: jeder ein individueller Unternehmer, jede eine individuelle Unternehmerin. Um uns unserer Kreativität zu versichern, nennen wir das Büro „lab“ und setzen ein "Pixel» davor. Innerhalb dieser Räume konkurriert dann das Individuum mit sich selbst, inszeniert im Schiffchen-Falt-Wettbewerb zwischen Protagonist und Video-Doppel. "Being Bastard“ evoziert all diese Dramen, zum Glück ohne seinen Figuren die Sympathie zu entziehen und ohne belehrend zu wirken.“
Florian Zeyfang




>> Vor den Augen der Seefahrer tun sich wunderschöne Landschaften auf



„Sie produzieren am laufenden Band Trugbilder, führen Helen und Hutch ebenso in die Irre wie unsereinen. (...) Wütend und genervt, gelangweilt und angewidert, suchen sie nach wirklichem Gefühl. Sie finden: die nächste Fiktion. Videokameras bebildern den emotionalen Horrortrip zweier Untoter, Projektionswände stellen ständig wechselnde Illusionen her: Ein Film entsteht. Eine Liebe vergeht. Nie war am Theaterhaus eine Situation klarer, nie eine Beziehung konfuser.“
Thüringer Allgemeine, 24.03.2001, Michael Helbing


,Drei kleinformatige Bilder bekommt der Besucher von "Odyssey_Lab" am Eingang der Kammerspiele in die Hand gedrückt: Menschen in einer Bar, eine Industrielandschaft und ein Bild vom Ende der Welt. Momentaufnahmen als Erinnerungen an die Zukunft. Später, in einem anderen Kontext, machen sie Sinn. "Hutch und Helen spielen heute Rollen in einer Lovestory, die sie aus dem Abfall der medialen Mülltonne konstruieren", sagt einer der fünf Figuren mit Brille und orangefarbenen Pullover. (...) Hutch irrt durch den Tag, Helen durch die Nacht. Jeder ist auf seine Leinwand gebannt, dazwischen simulierte Welten, Horrorvideos, Kitschbilder. (...) Regisseur Janek Müller erzeugt und dekonstruiert zugleich. Er begibt sich mit den Protagonisten auf emotionale Spurensuche und landet auf dem „Lost Highway“ der Gefühle. Die Odyssee ins Herz der Medienwelt geht dabei durch gefälschte Landschaften und gekünstlete Atmosphären, mehrdimensional und zeitverzerrt. (...) Autentizität wird zur Frage der Perspektive und Schicksal zum kalkulierten Schnittmuster. Deutlicher kann man der Medienwelt den Vexierspiegel nicht vorhalten. Das Ende ist nah, die Reise geht weiter.“
Westdeutsche Zeitung, 26.6.2001, Titus Engelmayer


„Solche Experimente, in denen irgendwelche Theorien auf der Bühne und im Film „überprüft“ werden sollen, gehören normalerweise zum schlimmsten, was Kunst verüben kann. Nicht in diesem Fall. Die Odyssey_Lab-Performances basieren zwar auf einschlägigen Lektüren und theoretischen Hintergründen – aber der Zuschauer braucht sie nicht, ein bisschen Popbildungsbürgertum reicht vollkommen. Denn jede Folge ist für sich genommen einfach pfiffige atmosphärische Unterhaltung, die ein glückliches Händchen für Farben und Oberflächen beweist, für einen Simpsons-haften Humor, für Geräusche und Musiken. (...) Am glücklichsten aber ist das Händchen dort, wo es digitale Bilder mit realen Abläufen verschränkt, wo die Figuren praktisch aus den Bildern heraus in die Wirklichkeit zu stolpern scheinen und wieder zurückfallen, wo Zwei- mit Dreidimensionalität angeregt plaudert und im nächsten Augenblick schon einen Kampf auf Leben und Tod zu führen scheint. (...) Am liebsten würde man das Ergebnis organisch nennen, dabei handelt es sich ja gerade um das Gegenteil, um ganz einfach transparent gemachte Konstruktion von Geschichten, Bildern und Gefühlen.“
Theater Heute, 8/9 2001, Eva Behrendt




>> Der Stuntman übernimmt die Rolle des Darstellers



"... während auf einer Leinwand in der Mitte der Bühne per Animation oder Filmeinspielung immer wieder gefährliche Situationen zu sehen sind, passiert auf der Bühne nichts Äquivalentes. Hier versuchen drei Leute, sich aus allem rauszuhalten: nichts zu tun, nicht zu arbeiten und vor allem nicht zu leben. Das haben sie längst verlernt, und Reste von Sehnsucht werden wie Betriebsstörungen zur Kenntnis genommen. ... Dafür wurde eine kantige und durch ihre Seelenlosigkeit herzzerreißende Körpersprache gefunden. An einer Stelle bewegen sich Helen (Susann Hempel) und Hutch (Olaf Helbing) so eckig und marionettenhaft, als sähe man einem Video zu, dessen Bilder rückwärts laufen. Später treffen wir sie tatsächlich auf der Leinwand wieder. Sie tragen Perücken und (...) sehen jetzt viel echter aus als ihre Bühnenfiguren, denen man leibhaftig gegenüber saß. Und so klärt sich dann auch der Titel des Abends auf: Der Darsteller ist überflüssig, weil man einen echten Körper von einem falschen sowieso nicht mehr unterscheiden kann. Oder doch?“
die tageszeitung, 19.1.2001, Esther Slevogt


„Janek Müller zeigt die Existenz im Grundzustand des Desasters. (...) Die Inszenierung spult die Verhältnisse vor und zurück, blickt noch einmal hinein. Drei Darsteller spielen Darsteller spielende Nichtdarsteller. Irritiert von sich selbst und den Riten der Knovention wechseln sie urplötzlich den Modus: der Anbiederung folgt die Ironie der Anbiederung. Man weiß nicht genau, was man da vor sich hat, untermalt von disparatem Videobegleitmaterial. Aber es ist ein in seinen zersprengten Szenen kluges Spiel, amüsant, verstörend und vielzüngig.“
junge Welt, 15.1.2001, Ron Winkler


„Sie sind drei Kulturwaisen aus dem Niemandsland, die eine Mappe haben, womöglich sogar ein Konzept, aber keinen veritablen Auftrag. Leicht reizbar, leicht verletzbar, kaum jedoch für etwas entflammbar, versuchen sie sich für die junge, dynamische und erfolgreiche Welt zu rüsten. „Der Stuntman ...“ beschreibt auf heiter-ironische Weise die Schwierigkeit, aus Menschen Persönlichkeiten zu machen.“
Thüringer Allgemeine, 8.1.2001, Michael Helbing


„ (...) ohne Übertreibung ein Meilenstein in der Entwicklung des jungen Ensembles. (...) Das Publikum geht bei diesem Konstrukt begeistert, amüsiert und stellenweise fast atemlos mit. Wesentlichen Anteil an dieser Faszination trägt die kluge Verwendung von Video- und Tricksequenzen, die in das Stück unaufdringlich eingebunden werden, ohne beliebig zu sein.“
Thüringische Landeszeitung, 8.1.2001, Matthias Huth


„Das Theaterhaus Weimar ist als Off-Betrieb weniger ein Ort von Geschichten als vielmehr von Zuständen. Und schon deshalb ist ihm mit den üblichen Parametern der Schauspielkunst schlechterdings nicht beizukommen.“
Theater der Zeit, 02/2001, Michael Helbing